Hedy Kempny
Hedwig „Hedy“ Kempny (* 21. Dezember 1895 in Gutenstein; † 16. Mai 1986 in New York) war eine österreichische Bankangestellte, Journalistin und Essayistin. Bekannt ist sie heute vor allem durch ihre Freundschaft mit Arthur Schnitzler.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hedy Kempny wurde als drittes Kind des Arztes, Naturforschers und Komponisten Dr. Peter Kempny geboren. Nach dem Mittelschulbesuch bestand sie 1912 am Wiener Konservatorium die Talentprüfung (Schauspiel) bei Eugenie Petrasch-Wohlmuth. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie ab 1913 als Bankangestellte der „Niederösterreichischen Escompte-Gesellschaft“ (Bank am Hof, Wien I). Neben Klavierunterricht am Konservatorium erhielt sie ab 1913 bis 1916 auch Schauspielunterricht (Rollenfach Heroine) bei Hofschauspieler Ferdinand Gregori, der damals Leiter der k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien war und einen hervorragenden pädagogischen Ruf genoss. Wegen Einberufung Gregoris zum Deutschen Heer beendete Hedy Kempny das Schauspielstudium.
Bereits in frühen Jugendtagen musizierte Hedy Kempny mit Wolfgang von Miklosich (1893–1919), Enkel des Philologen und ersten Ordinarius für Slawistik an der Universität Wien, Franz von Miklosich. Eingezogen im Ersten Weltkrieg geriet Miklosich 1915 in sibirische Gefangenschaft (Lager Beresowka). Während der vierjährigen Gefangenschaft wechselten Wolfgang und Hedy trotz schwierigster Umstände Briefe, durch die sich zwischen ihnen eine tiefe Zuneigung entwickelte, die Wolfgang veranlasste, Hedy etwa 40 Gedichte zu widmen. 1919 aus dem Lager entlassen, starb Miklosich entkräftet vor Einschiffung in Wladiwostok an der Spanischen Grippe (2021 vertonte Akos Banlaky fünf Gedichte von Miklosich an Hedy Kempny: 13. Liedfantasie op. 69, die bei der „Gutensteiner Kempnyade“ 2021 uraufgeführt wurde).
1919 begann Hedy Kempny mit Arthur Schnitzler einen Briefwechsel, wenige Monate danach kam es zur ersten Begegnung der beiden. Daraus entwickelte sich eine enge Freundschaft, die bis zu Schnitzlers Tod 1931 währte und in einer ca. 600 Briefe und Karten umfassenden Korrespondenz dokumentiert ist. Zur gleichen Zeit war sie über zwei Jahre mit dem Schweizer Lyriker, Juristen und Musiker Walter Pfund liiert. Ab 1926 schrieb sie als freie Mitarbeiterin u. a. regelmäßig für das St. Galler Tagblatt und das Wiener Magazin.
Nach der Schließung der „Niederösterreichischen Escompte-Gesellschaft“ infolge der Weltwirtschaftskrise 1934 nahm sie eine Position im Management des Phaidon Verlages an. Im Februar 1939 verließ sie aus Ablehnung des neuen politischen Regimes aus freien Stücken Wien und ließ sich in Zürich nieder. In diesen acht Jahren schrieb sie in Ermangelung einer Arbeitsgenehmigung unter dem Pseudonym Fiammetta oder F. B. Kurzgeschichten und Essays für Schweizer Magazine.
1947 übersiedelte sie nach New York, wo sie wieder ins Verlagswesen (Ungar Books) eintrat, aus dem sie sich erst mit 85 Jahren zurückzog.
1985 wurde ihr vom Bundespräsidenten das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Am 16. Mai 1986 starb sie an Herzversagen in New York.
Jenny Korb (1869–1937), eine Opernsängerin, die 1906 an der Grazer Oper in der österreichischen Erstaufführung der Oper Salome unter der Stabführung von Richard Strauss die Titelpartie sang, war Kempnys Cousine. Der Jurist, Autor und Kunstmanager Heinz P. Adamek ist Hedy Kempnys Großneffe.
Nachruhm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im Roman Des Lebens fünfter Akt von Volker Hage über die letzten drei Lebensjahre Schnitzlers tritt auch Hedy Kempny auf.[1]
- Im „literarischen Rätsel um Arthur Schnitzlers Fräulein Else“ Wer war der Matador? von Christiane Kell ist Kempny ebenfalls ein Abschnitt gewidmet.[2]
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Hedy Kempny/Arthur Schnitzler - Das Mädchen mit den dreizehn Seelen“. Eine Korrespondenz ergänzt durch Blätter aus Hedy Kempnys Tagebuch sowie durch eine Auswahl ihrer Erzählungen. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Heinz P. Adamek. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984, ISBN 3-499-15457-9.
- „Hedy Kempny/Arthur Schnitzler - La Ragazza dalle tredici Anime“. Hrsg. und mit Epilog von Heinz Adamek. Feltrinelli, Mailand 1987, ISBN 88-07-07018-9.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Susanne Schaber: Hedy Kempny – Arthur Schnitzler. Diagramm einer Freundschaft. Dissertation. Universität Innsbruck, 1989.
- Heinz P. Adamek: Hedy Kempny und Arthur Schnitzler – ein (gem)einsamer Weg. Essay im Programmheft der Uraufführung des Balletts „Arthur Schnitzler und sein Reigen“, Volksoper Wien, Österreichischer Bundestheaterverband, 1988
- Heinz P. Adamek: Kunstakkorde – diagonal. Essays zu Kunst, Architektur, Literatur und Gesellschaft. Böhlau, Wien 2016, ISBN 978-3-205-20250-9, S. 208–223.
- Gerhard Strejcek: „Im Sommer vor hundert Jahren“. In: Der Standard, Album, A 1-2, 25. Juli 2023.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bestand in den Katalogen der Österreichischen Nationalbibliothek Wien
- Hedy Kempny im Tagebuch von Arthur Schnitzler, online.
- Heinz P. Adamek: Hedy Kempny. Eintrag in der Datenbank biografiA, biografische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Volker Hage: Des Lebens fünfter Akt. Luchterhand, München 2018, ISBN 978-3-630-87592-7.
- ↑ Christiane Kell: Wer war der Matador? Röhrig, St. Ingbert 2020, ISBN 978-3-86110-731-6.
Personendaten | |
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NAME | Kempny, Hedy |
ALTERNATIVNAMEN | Kempny, Hedwig |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Bankangestellte und Journalistin |
GEBURTSDATUM | 21. Dezember 1895 |
GEBURTSORT | Gutenstein |
STERBEDATUM | 16. Mai 1986 |
STERBEORT | New York |